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14 Mama-Lektionen für Pferdemenschen

1.Dez 2022 | 2022, Gedanken

Meine kleine Tochter ist jetzt etwas über ein halbes Jahr alt. Keine Frage, sie ist eine enorme Bereicherung für mein Leben, und die letzten Monate mit ihr waren voller Wunder und Zauber! Aber die letzten Monate waren auch: Sehr anstrengend, teilweise frustrierend und ziemlich herausfordernd. Elternsein ist eine enorme Wachstumsaufgabe für die eigene Persönlichkeit – das habe ich hier vorher immer schon gehört und merke ich nun jeden Tag. Das heißt aber auch: Ich lerne ganz viel. Und dabei entdecke ich viele Parallelen zum Zusammensein mit meinem Pferd (Überraschung, der gemeinsame Nenner bin hier wohl ich!) und insofern auch viele Lektionen, die mich, mit jedem neuen Übungsdurchgang auch zu einem immer besseren Pferdemenschen machen.

Hier ein paar Dinge, die ich im ersten halben Jahr mit Baby geübt habe (und von denen auch mein Pferd direkt profitiert):

1. Die Balance zwischen Festhalten und Loslassen von Vorstellungen zu finden. Pläne sind meine Freunde – das habe ich gelernt (einigermaßen mühsam, muss ich zugeben). Und es ist wichtig, sie loslassen zu können, wenn es an der Zeit ist. Mit anderen Worten: Was ich nicht wirklich einplane, das passiert auch nicht. Aber ich weiß auch nie, was der Tag bringt, und manchmal ist es wichtig, den Plan zu vergessen und mitzufließen. Diese Lektion vermittelt mir auch mein Pferd schon seit Jahren geduldig.

2. Effizienz neu definieren. Effizienz heißt nicht: so viel wie möglich in so wenig Zeit wie möglich und am Besten gleichzeitig. Effizienz heißt: Das, was ich tue, SO RICHTIG tun, mit maximalem Fokus, maximalem Plan und maximaler Intention. Ganz klassisch: Qualität über Quantität. Dazu gehört: Sich tiefer einzulassen auf die „kleinen“ Momente, die eigentlich große Momente sind. Denn sie sind mein Leben (und die Kindheit meiner Tochter) und gerade gibt es eh nichts Wichtigeres zu tun: die kleinen Blinzel-Lächel-Momente beim Stillen, ihre tiefe Faszination, wenn sie die Blätter eines Baums beobachtet, die erste gezielte Kontaktaufnahme mit meiner Stute – alles Einladungen ganz einzutauchen in den Augenblick und diesen so maximal zu nutzen (effizient!). Und danach, für etwas eine halbe Stunde hoch konzentriert zu arbeiten (ebenfalls effizient). Pferde sind ebenfalls Meister der Effizienz, der Präsenz und des Energiesparens. Wenn wir uns ihnen hier nähern, finden wir auch mit den Pferden mehr Tiefe.

3. Ganz kleine Momente für mich nutzen. Allein und auf der Yogamatte bin ich aktuell nicht so viel. Aber über jeden Tag verteilt, z. B. wenn ich meine Hände wasche, wenn ich in den Spiegel schaue, wenn ich spazieren gehe oder etwa wenn das Teewasser kocht und die Kleine spielt, entstehen immer wieder funkelnde Lücken und Möglichkeiten, meinem Körper und meiner Seele bewusst etwas Aufmerksamkeit zu schenken und mich damit zentrierter, liebevoller und wacher zu machen für meine Lieben. Diese Art der Aufmerksamkeit, des Präsent-in-unserem-Körper-seins macht uns auch für unsere Pferde interessanter –Menschen, die Verantwortung für sich und ihr Wohlbefinden übernehmen, sind für sie einfach vertrauenswürdigere Partner.

4. Nachsichtig mit mir sein. Sowieso, aber auch weil ich das alles noch nie gemacht habe, Schlafmangel einfach eine Foltermethode ist und Stilldemenz real. Wie oft schrauben wir unsere Ansprüche an uns turmhoch? Und von wem außer uns würden wir all das verlangen? Nachsicht hilft uns auch im Umgang mit unseren Pferden – einer anderen Spezies. Und wir können uns sicher sein: Sie sind es auch mit uns.

5. Wege für meine Bedürfnisse finden. Die Frage ist nicht: “Kannst du dich nebenbei auch um dich selbst kümmern?” Die Frage muss lauten, “WIE kannst du dich um dich selbst kümmern?” Wir alle haben Bedürfnisse und müssen Wege finden, sie zu erfüllen, um dauerhaft für andere da zu sein. Sonst ist Disharmonie vorprogrammiert. Meine Erfahrung ist z.B.: Du kannst deinem Partner nicht ehrlich (und vorwurfsfrei) geben und gönnen, was dir selbst gefühlt gerade fehlt, egal, ob das Zeit für Hobbies, Pausen o.ä. ist– Daher: 1. Erkenne und benenne deine Bedürfnisse dir selbst gegenüber und auch deinem Umfeld gegenüber ehrlich. Und dann übernimm 2. Verantwortung für deine eigene Versorgung mit allem, was du so brauchst (Raum, Energie, Zeit). Und dann gönne und gib 3. deinem Partner alles, was er braucht, um seine Rolle ebenfalls zufrieden und gut ausfüllen zu können. Im Umgang mit unseren Pferden taucht das Thema Bedürfnisse oft in Form von Grenzen-setz-Themen auf. Viele Pferde sind sehr gut darin, ihre Besitzer immer wieder daran zu erinnern, Grenzen zu setzen – indem sie diese immer wieder in Frage stellen. Als wohlwollende Pferdebesitzer finden wir uns dann oft im Zwiespalt – nachgiebig sein oder Grenzen setzen? Letztendlich findet sich die Lösung dafür genau wie in dem menschlichen Beispiel: Darin, Klarheit in Bezug auf unsere Bedürfnisse zu finden, damit wir dann dem gegenüberebenfalls größtmögliche Freiheit zugestehen können?+

6. Liebe ist RIESIG und macht so vieles möglich (wie sonst lässt sich erklären, was wir alles großzügig tun und möglich machen für diese kleinen Wesen). Liebe ist natürlich auch in Bezug auf unsere Pferde das zentrale Prinzip und kann nicht oft genug gefühlt und gefeiert werden.

7. Loslassen. So vieles im Alltag mit Babys kommt unerwartet, chaotisch und unkontrolliert. Dabei lässt sich wunderbar üben: loszulassen, zu vertrauen und auf bei Entscheidungen auf meine Intuition zu hören. Das ist quasi wie Pferdetraining 24/7. 🙂

8. Hilfe annehmen. Das ist als Imperativ zu verstehen: Nimm Hilfe an! Niemand ist dafür gemacht, ein Baby alleine großzuziehen, auch zu zweit nicht. Bau/such/kreiere dir ein Netzwerk aus lieben und fähigen Menschen, die dir helfen. Auch das ist eine wertvolle Lektion für uns Pferdebesitzer, was?

9. Besser auswählen, wofür ich meine Zeit und Energie nutze. Nicht alles ist gleich wichtig und es muss tatsächlich auch nicht alles gehen. Hattest du schonmal das Gefühl, beim Pferd viel zu viel Zeit mit etwas zu verbringen, was du eigentlich nicht wichtig findest? Ein kritischer Blick auf den Zeit- und Energieeinsatz lohnt sich in allen Lebensbereichen und macht zufriedener – denn schließlich gestalten wir darüber nicht weniger als unser Leben.

10. Wenn das Ego reingrätscht, wird es schnell unangenehm. Wenn ich bewerte, was das Kind (Pferd) macht oder, fast noch schlimmer, ich den Gedanken zulasse, dass das Kind (Pferd) mich bewertet. Wenn ich persönlich nehme, was das Kind (Pferd) tut, annehme, dass es mich ärgern will oder ich z.B. in Anwesenheit Dritter bestimmte Dinge erwarte, die es dann nicht tut und ich enttäuscht bin. Wenn aus dem Schreien in meiner Interpretation ein Anschreien wird. – Dann entsteht ein unschönes Gefühl von “gegeneinander”, was nicht groß sein muss, aber viel, viel Kraft kosten kann. Viel schöner ist es, wenn ich dem Kind (Pferd) den Raum halten kann für alle Gefühle, und wirklich mit ihm dadurch gehe, und die Möglichkeit eines Gegeneinanders einfach ausblende (auch, und gerade wenn sie mir von Außenstehenden suggeriert wird). Das ist im Umgang mit Pferden auch so ein wichtiger Schlüssel für mehr Verbindung und gemeinsame Weiterentwicklung!

11. Annehmen was ist… Und überhaupt: Wenn ich in den Widerstand gehe, von dem, was ist, wird es enorm anstrengend. Wenn ich mich kurz entscheide, blöd zu finden, dass ich mein Baby schon wieder den ganzen (!) Abend beim Einschlafen begleite, anstatt mich irgendwann einfach nur auf die Couch fallen lassen zu können (oder etwa, dass mein Pferd vor Gegenstand XY Angst hat und ich nicht so schnell weiterkomme, wie ich gerne würde), tut das nur sehr kurz gut und macht dann alles kraftzehrender. Also: Den Impuls wahrnehmen, anschauen, mitfühlend abnicken und dann lieber schnell wieder loslassen und stattdessen: mitfließen (siehe #12: Mein Mantra: Alles eine Phase. Alles eine Phase. Alles eine Phase.).

12. Unser natürlicher Zustand ist Freude. Das hatte ich vorher schon oft gelesen, wenn ich aber meine kleine Tochter anschaue, kann ich nicht anders, als das genau nachvollziehen zu können: Wenn es nichts gibt, was ihr die Freude verhagelt, ist es dieses Gefühl, mit dem sie die Welt betrachtet. Daran können wir uns wohl alle gar nicht oft genug erinnern.

13. Es ist tatsächlich alles eine Phase!

14, Das wohl wichtigste Learning: Schütze deinen Frieden. Ob ich offen, klar und besonnen bleiben und tatsächlich anwenden kann, was ich weiß und schon gelernt habe (siehe oben) oder ob ich einfach achtlos reagiere (und damit zur Eskalation von Situationen beitrage) ist abhängig davon, in welchem Zustand ich selbst gerade bin. Meine wichtigste Aufgabe, um eine gute Mama und ein guter Pferdemensch sein kann, ist daher dafür zu sorgen, dass es mir gut geht, dass mein innerer Frieden zumindest in greifbarer Nähe ist.

Vielleicht ist dir diese Liste nützlich, wenn du selbst gerade mit einem kleinen Baby zuhause bist (und nicht so viel Zeit für dein Pferd hast, wie du gern hättest – I feel you!) oder du erkennst dich darin wieder, wenn du bereits Kinder hast (dann kann es natürlich auch sein, dass mitfühlend den Kopf neigst, weil du bereits ahnst, was mich als Nächstes erwartest… lass mir den Spaß, ich bin schon sehr gespannt! :)). Vielleicht hast du aber auch keine Kinder und nutzt diese Liste einfach für dein Horsemanship. In jedem Fall: Ich hoffe, es war etwas für dich dabei. Hinterlass mir doch einen Kommentar und lass mich wissen, welcher Tipp am Besten zu dir passt!

Über die Autorin

Daniela Kämmerer

Daniela Kämmerer

Visionärin, Pferde-Menschen-Coach, Yogalehrerin, Autorin

Daniela möchte Menschen und Pferden helfen, sich wohler in ihrer Haut zu fühlen und aufzublühen. Nicht zuletzt, da sie nur so auch gut füreinander sein können – und für ihre sonstige Umwelt.

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