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Going crazy

14.Feb 2010 | Diva – Lehren und Lernen

Nachdem mein kleines Pferd durch unsere Spaziergänge Gefallen daran gefunden hatte, mit mir zusammen zu rennen und dies auch auf dem Reitplatz hinterher gerne und bei jeder Gelegenheit getan hat, haben wir am letzten Wochenende etwas Neues für uns entdeckt: Das ganz freie Spiel. Ohne Hilfsmittel. Ohne Erwartungen. Ohne Druck. Ohne Regeln.

D.h. bis auf ganz wenige, die nunmal notwendig sind, damit wir beide heil bleiben: nicht überrennen, nicht treten, nicht zubeißen. Aber die sind ja auch für sie ein alter Hut.

Vor etwa acht Tagen haben wir angefangen – nach einem langen Arbeitstag bin ich zu meinem Pferd gefahren, nicht zuletzt um dort ein bisschen Ausgleich zu finden. Ich hatte keine Lust an irgendetwas Bestimmtem mit ihr zu arbeiten, bin dann einfach auf den Reitplatz, habe den Strick abgemacht und bin ein bisschen spazieren gegangen. Nachdem mein kleines Pferd zunächst ihrer Wege gegangen ist, kam sie irgendwann zu mir. Sie schleuderte ihren Kopf und ihre lange Mähne und fing an zu traben. Also lief ich mit und so drehten wir bald gemeinsam unsere Runden, mal schneller mal langsamer, immer auf die Bewegung des anderen achtend. So kamen wir irgendwann zum Rollback-Spiel. Wir liefen also gemeinsam zum Zaun, sahen über die dahinter liegende Weide und irgendwann drehte ich mich dann blitzschnell um und lief so schnell ich konnte in die andere Richtung. Und Diva hinterher. Natürlich hat sie mich auf der Geraden überholt, aber nachdem sie die Runde fertig gedreht hat, kam sie wieder zurück und wir liefen zurück in die Ecke – nur um dann wieder blitzschnell umzudrehen und wieder zurück zu rennen. Diva hatte sichtlich Spaß dabei. Ab und zu trennten wir uns uns gingen in verschiedene Richtungen, früher oder später trafen wir uns aber wieder und forderten einander zum Spielen auf. Kein Zwang, kein Anspruch, aber ganz viel Dialog.

Irgendwann waren wir beide ausgetobt – ich weil ich ein bisschen gelaufen bin, und mein kleines Pferd weil es noch viel mehr gelaufen und herum gesprungen ist – dann blieben wir zusammen stehen und ich legte meinen Kopf auf ihren Rücken und sah den Schneeflocken entgegen. Auch Diva entspannte, senkte den Kopf und schloß die Augen. Das hat Spaß gemacht und auch mir total gut getan. Und zum ersten Mal hat sich Diva, als ich ihr schließlich das Halfter abgemacht habe, nicht direkt ihrem Heu gewidmet, sondern ist am Tor stehen geblieben bis sie sich sicher war, dass ich wirklich nicht mehr zurück kam.

Und auch am nächsten Tag, als ich Stalldienst hatte, war Diva noch viel anhänglicher als sonst. Sie trabte hinter mir her über das Paddock, hob meinen Äppelboy hoch, schleuderte ihn durch die Gegend, legte ihren Kopf auf meine Schulter und folgte mir soweit sie konnte. Also machte ich, als ich fertig war, das Weidetor auf und ging hinaus. Diva folgte mir, auch als ich anfing zu laufen. Irgendwann waren wir auf dem großen Feld und dort legte sie richtig los – drehte ihre Runden in Schräglage um mich herum um dann irgendwann wieder gaaanz zurück zum Weidetor zu laufen. In der Zwischenzeit versteckte ich mich hinter einem Busch, um zu sehen was sie dann tun würde. Und tatsächlich – nach einigen Augenblicken sah ich ihre kleine Nase um die Ecke kommen, also rannte ich in die entgegengesetzte Richtung davon. Diva folgte wild buckelnd, slidete neben mir zum Stopp, ließ sich kurz streicheln und folgte mir dann wieder ein Stück zurück. Irgendwann überkam es sie dann nochmal und sie schoß an mir vorbei Richtung Tor. Also drehte ich wieder um und blieb dann stehen.

Nach einem Moment hörte ich erst Huftritte im Schnee und merkte kurz darauf ihre Nase in meinem Nacken. Also drehte ich mich wieder um und ging mit ihr Richtung Weidetor. Sie hatte mich abgeholt und diesmal blieb sie dann auch bei mir. Ausgetobt kamen wir dann irgendwann “zuhause” an.

Diese freien Spiele haben wir seitdem beinahe jedes Mal eingebaut. Mit so viel Begeisterung von ihr. Es ist enorm, wie viel Spaß ihr das zu machen scheint. Vor allem das Rollback-Spiel, das sie mittlerweile auch mal alleine spielt. Und sie gibt allllles auf dem Rückweg – sie wird doppelt so lang und sprintet so weit sie kann.

Besonders enorm ist, wie diese ungezwungenen Spiele auch unsere gesamte Beziehung beeinflussen. Sie achtet die ganze Zeit darauf, ihren Abstand zu halten, ist wenn nötig sofort an meiner Seite, stoppt und ist sofort bei der Sache. Sie hält sich an die Regeln. Und auch hinterher reagiert sie beinahe noch feinfühliger als sonst. Und wie man merkt wie sie sich freut, wenn ich komme! Und sie mir hinterherschaut und mich beobachtet, bei allem was ich so mache. Und dass sie mich nun nicht nur als Chef und Fütterer, sondern auch als Spielgefährten (und Freund?) wahrnimmt.  So macht das Spaß und so sollte das auch sein, finde ich, bei einem kleinen Pferd, dass in seinem Leben sicher noch genug lernen muss.

Über die Autorin

Daniela Kämmerer

Daniela Kämmerer

Visionärin, Pferde-Menschen-Coach, Yogalehrerin, Autorin

Daniela möchte Menschen und Pferden helfen, sich wohler in ihrer Haut zu fühlen und aufzublühen. Nicht zuletzt, da sie nur so auch gut füreinander sein können – und für ihre sonstige Umwelt.

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