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Nun auch auf Deutsch: Stellungnahme der ISES zum Thema Rangordnung und Dominanzhierarchien unter Pferden

Die Internationale Gesellschaft für Reitwissenschaften (International Society for Equitation Science, ISES) hat, unter Berücksichtigung vieler verhaltenswissenschaftlicher Studien bereits 2017 eine Stellungnahme zum Thema Dominanzhierarchien im Pferdesport veröffentlicht. Hier ist die ursprüngliche, englische Fassung zu finden: https://www.equitationscience.com/position-statement-misuse-leadership-dominance

Da ich aber ja weiß, dass diese nicht für jeden so leicht verständlich ist, habe ich den Text für euch auf Deutsch übersetzt. Er liest sich immer noch nicht wie Prosa, weil es eben ein wissenschaftlicher Text ist, den ich auch möglichst wenig verändert habe, aber er fasst viele wichtige Punkte und Erkenntnisse zu dem Thema sehr treffend zusammen.

Hier die Übersetzung:

Stellungnahme zum Gebrauch/Missbrauch von Führungs- und Dominanzkonzepten in der Pferdeausbildung (2017)

Lloyd Morgans Kanon:

In keinem Fall kann eine tierische Aktivität

im Sinne höherer psychologischer Prozesse

interpretiert werden

wenn das Tier niedriger auf der Skala der psychologischen Evolution und Entwicklung angesiedelt ist. 

– Morgan, 1903

Zusammenfassung

Dominanzhierarchien, Alpha-Positionen oder Führung in sozialen Gruppen von Pferden sind menschengemachte Konzepte, die nicht die Grundlage von Mensch-Pferd-Interaktionen bilden sollten. Pferde sind soziale Tiere, die hauptsächlich auf bilateraler Ebene miteinander interagieren (d.h. jedes Pferd hat eine individuelle Beziehung zu jedem anderen Pferd), und es ist unwahrscheinlich, dass sie das Konzept einer Rangordnung haben, die alle Mitglieder der Gruppe umfasst. Die Untersuchung der kognitiven Fähigkeiten von Pferden legt nahe, dass es unwahrscheinlich ist, dass sie die geistige Fähigkeit haben, ein solches Konstrukt zu erstellen. Während ältere und erfahrenere Mitglieder einer Gruppe ihre Heimat kennen und Gruppenmitglieder häufiger an Orte führen können, an denen Futter, Wasser oder Unterschlupf verfügbar sind, als jüngere, weniger erfahrene Pferde, gibt es derzeit keine soliden Beweise dafür, dass Führung einzelnen Mitgliedern der sozialen Gruppe vorbehalten ist.

Die Interaktion zwischen Mensch und Pferd auf einem Dominanzkonzept zu basieren, kann dem Wohlergehen des Pferdes abträglich sein. Leider gibt es Beispiele von Reitern, Trainern und Besitzern, die – in dem Glauben, sich in Bezug auf ihr Pferd in die „Alpha-Position“ versetzen zu müssen – auf Trainingsverfahren und/oder -praktiken zurückgreifen, die Angst hervorrufen und in einigen Fällen möglicherweise zu Missbrauch führen. In der Natur vermeiden Pferde Konflikte eher, als sie zu suchen. Wenn ein Pferd von einer aggressiven Person angesprochen wird, ist die vorherrschende Verhaltensart eines Pferdes Flucht oder Vermeidung. Trainer, Reiter und Besitzer müssen darauf abzielen, eine klare und beständige Beziehung zu ihren Pferden aufzubauen, um das Wohlergehen der Pferde zu gewährleisten. Sie sollten sich der möglichen Auswirkungen bewusst sein, ihre Interaktionen und ihrer Trainingsprozesse mit dem Pferd im Kontext der sozialen Organisation zu rechtfertigen.

Soziale Organisation von Wildpferden, die in einer natürlichen Umgebung leben

Pferde sind sehr soziale Tiere und das Zusammenleben in einer sozialen Gruppe ist überlebenswichtig. Konkurrenz um bestimmte Ressourcen (z. B. Nahrung, Unterkunft), die unter domestizierten Bedingungen häufiger vorkommt als unter natürlichen Bedingungen, kann zu agonistischem (aggressivem und unterwürfigem) Verhalten zwischen zwei oder mehr Gruppenmitgliedern führen. In den meisten Fällen erscheint dies eher als Drohung als als physische Aggression. Innerhalb der Gruppe können Pferde um Ressourcen konkurrieren, zeigen aber keine Motivation, andere per se dominieren zu wollen. Stattdessen versuchen sie, Konflikte zu vermeiden. In etablierten sozialen Gruppen haben einzelne Mitglieder gelernt, welche Pferde sie verdrängen können und welche Pferde sie in Wettbewerbssituationen meiden sollten. Dieses Wissen basiert wahrscheinlich auf einer Reihe von bilateralen Beziehungen, nicht auf einer Rangordnung aller Gruppenmitglieder.

Unter natürlichen Bedingungen leben fast alle Pferde in sozialen Gruppen. Selbst in Gebieten ohne große Raubtiere sind Einzelgänger selten. Die stabilste soziale Gruppe ist die Herde, die aus einem Hengst und mehreren Stuten und deren Nachkommen besteht (Keiper, 1986). Die Herdenmitglieder bleiben auch außerhalb der Paarungszeit zusammen. Die Stuten sind zwar nicht verwandt, gehen aber enge, oft lebenslange Beziehungen miteinander ein (Cameron et al., 2009). Wenn sich ein anderer Hengst einer Gruppe nähert, treibt der Gruppenhengst seine Stuten zusammen, indem er sie umkreist, den Kopf fast auf den Boden senkt und die Ohren zurücklegt (beschrieben als Hüteverhalten). Dies ist die einzige Situation, in der Hengste die Bewegungen der Stuten kontrollieren (Berger, 1986).

Wettbewerb

Das Leben in einer sozialen Gruppe vereinfacht das Überleben, kann aber auch Wettbewerb zwischen Gruppenmitgliedern schaffen, der zu agonistischem Verhalten führen kann, das Aggression, Androhung von Aggression und unterwürfiges Verhalten beinhaltet. Aggression bei Pferden beinhaltet Tritte oder Bisse. Zu den Drohgebärden gehören Gesichtsausdrücke (Ohren nach hinten gelegt, möglicherweise mit freiliegenden Schneidezähnen), absichtliches Anheben eines Hinterbeins und/oder Schweifschlagen. Unterwürfige Verhaltensweisen bestehen überwiegend aus Vermeidungsverhalten. Wenn ein Pferd von einem stärkeren Gegner bedroht wird, weicht es normalerweise aus und hält den Kopf tief und den Schweif eingezogen, eine Körperhaltung, die Unterwerfung signalisieren kann. Das sogenannte Fohlenkauen (frei übersetzt, ohne Gewähr. – Anm. der Übersetzerin) wird von einigen als Zeichen der Unterwerfung angesehen. Fohlenkauen besteht aus vertikalen Kieferbewegungen, während die Lippen die Vorderzähne bedecken und die Mundwinkel nach hinten gezogen werden (Henshall und McGreevy, 2014). Das Verhalten wird oft bei jungen Pferden beobachtet, wenn sie sich älteren Pferden nähern (Waring, 2003).

Bei Wildpferden kommt es hauptsächlich in zwei spezifischen Situationen zu Aggression: Zum einen, wenn Hengste um Stuten kämpfen, und zum anderen, wenn Stuten ihre neugeborenen Fohlen beschützen. Die Position eines Herdenhengstes wird häufig von Junggesellenhengsten oder benachbarten Herdenhengsten in Frage gestellt. Die meisten Begegnungen beinhalten eine Art Drohgebärde, während relativ wenige zu tatsächlicher Aggression führen. Wenn es jedoch zu Kämpfen kommt, können sie intensiv sein und zu schweren Verletzungen führen. Die meisten Herdenhengste haben zahlreiche Narben und Wunden (Berger, 1986).

Eine Stute schützt ihr neugeborenes Fohlen sehr. Sie wird sich zwischen dem Fohlen und allen Eindringlingen, potenziellen Raubtieren und sogar vertrauten Herdenkameraden positionieren und bedrohliches Verhalten zeigen. Dieses Verhalten wurde früher fälschlicherweise dahingehend interpretiert, dass die Stute nach dem Abfohlen ein paar Stufen in der sozialen Hierarchie aufsteigt.

Unter domestizierten Bedingungen dreht sich der Großteil des Wettbewerbs zwischen Pferden um Futter. Bei Gruppenpferden, die in einer relativ stabilen Gruppe leben, ist ernsthafte Aggression selten. Wenn sich zwei Pferde gegenseitig herausfordern, gelingt es einem normalerweise, das andere zu verdrängen und an die Ressource zu gelangen. Nur selten sind drei Pferde an echten Kämpfen beteiligt. Bei jeder Begegnung lernen Pferde etwas über ihre Fähigkeit, Ressourcen in Bezug auf ein anderes Pferd zu behalten. Dies wirkt sich auf zukünftige Konflikte zwischen den beiden Beteiligten aus. Wissenschaftler bezeichnen dies als das Ressourcenhaltepotential des Tieres. Ebenso dürfte ihre Stellung im Verhältnis zu den anderen Pferden der Gruppe auf bilateraler Ebene und nicht nach dem Konzept der gesamtgesellschaftlichen Hierarchie gebildet sein.

Dominanzhierarchie

Obwohl Dominanz (wichtig: im ethologischen Sinne, Anm. der Übersetzerin) auf bilateraler Ebene existiert und zum Lernen beitragen kann, das die soziale Ordnung untermauert, gibt es derzeit keine Beweise dafür, dass Pferde irgendein Konzept der Hierarchie haben.

Das Konzept der Dominanzhierarchien wurde von dem norwegischen Biologen Schjelderup-Ebbe suggeriert, der eine „Hackordnung“ in Gruppen von Hühnern beschrieb. Seitdem hat sich unter Wissenschaftlern und Laien die Vorstellung durchgesetzt, dass soziale Tiere eine soziale Struktur bilden, die auf dem Rang unter den Gruppenmitgliedern basiert. Viele Studien haben versucht, eine Rangordnung zu erstellen, indem sie agonistische Begegnungen zwischen Gruppenmitgliedern beobachteten. Solche Beobachtungen haben im Allgemeinen den Rang einiger der oberen Tiere und möglicherweise einiger der unteren Tiere offenbart. Diese Studien konnten jedoch selten eine klare Rangordnung der Gruppenmitglieder in mittleren Ebenen erkennen, einfach, weil diese Tiere keine Aggression gegeneinander gezeigt haben. Um den Rang aller Gruppenmitglieder aufzudecken, werden Paartests durchgeführt. Gruppenmitglieder werden einer aggressiven Begegnung ausgesetzt (normalerweise über Nahrung) und alle Kombinationen von Gruppenmitgliedern werden getestet (d.h. Tier A gegen B, C, D usw.; Tier B gegen C, D usw.), was zu Folgendem führt: zum Beispiel D>A>C>B. Es kann auch vorkommen, dass sich zwei Tiere eine Ressource teilen, in diesem Fall werden sie als denselben Rang betrachtet.

Dass ein Tier in einer Konkurrenzsituation ein anderes verdrängen kann, steht außer Zweifel. Wir können das Pferd, dem es gelingt, ein anderes zu verdrängen, den „Gewinner“, den „Dominanten“ oder das „Alpha“ und das verdrängte Individuum den „Verlierer“ oder den „Untergebenen“ nennen, wenn sich die zur Beschreibung des Ergebnisses verwendete Sprache nur auf die beiden an der Begegnung beteiligten Tiere bezieht. Es ist wahrscheinlich, dass beide Tiere das Ergebnis des Wettbewerbs lernen und sich lange daran erinnern werden, sowohl in einem ähnlichen Kontext als auch möglicherweise in Konflikten um andere Ressourcen. Dies ist jedoch kein Grund zu der Annahme, dass Pferde die Zusammenhänge in ihrem Gehirn abbilden oder sich in Relation zu allen anderen Pferden einordnen.

Altmann (1981) stellt fest: „Dominanzbeziehungen sind eine Erfindung, keine Entdeckung. Sie existieren im Geist und Notizbuch des menschlichen Beobachters. Mit wenigen Ausnahmen gibt es jedoch nichts im agonistischen Verhalten von Tieren, das eine Fähigkeit zu solchen Abstraktionen impliziert.“

Führung

Führung und ihre Attribute wurden bei Säugetieren ausgiebig untersucht (siehe Hartmann et al., 2017 für einen Überblick über Pferde). Es beschreibt den Prozess der sozialen Beeinflussung, bei dem bestimmte Führungspersönlichkeiten die Handlungen der Gruppenmitglieder (z. B. Tätigkeits- oder Standortwechsel) zu lenken scheinen. Führung kann auf zwei Arten definiert werden:

Eine Art ist das, was Syme und Syme (1979) „soziale Führung“ nennen, die sie als „die Kontrolle der Aggression zwischen Individuen innerhalb der Gruppe und den Schutz anderer Mitglieder, wenn die Gruppe mit Bedrohungen oder Raub konfrontiert wird“. Wenn es einen Herdenhengst gibt, ist er fast ausschließlich für den Schutz der Gruppe verantwortlich. Darüber hinaus haben Beobachtungen gezeigt, dass sowohl Hengste als auch Stuten eingreifen und Kämpfe zwischen Gruppenmitgliedern beenden können (z. B. van Dierendonck et al., 2009).

Eine andere Definition von Führung ist „räumliche Führung“, die sich darauf bezieht, wann und wohin sich die Gruppe bewegt. Historisch wurde angenommen, dass entweder der Hengst oder eine ältere Stute für die räumliche Führung verantwortlich war und entschied, wohin die Gruppe gehen sollte. Neuere Forschungen haben jedoch in Frage gestellt, ob bestimmten Pferden konsistente Führungsrollen zugewiesen werden können (Krüger et al., 2014; Bourjade et al., 2015), welche Auswirkungen der Rang auf die Gewinnung von Anhängern hat (Andrieu et al., 2016), welche Verhaltensweisen vor der Bewegung angezeigt werden, die auf spätere Führung hindeuten können (Bourjade et al., 2009; Bourjade et al., 2015), und welche Auswirkung individuelles Temperament und soziale Bindung auf die Initiierung von Bewegung haben (Krüger et al., 2014; Briard et al. , 2015). Diese Studien zeigen, dass Führung nicht nur einem bestimmten Gruppenmitglied vorbehalten ist, sondern dass jedes Pferd der Gruppe Gruppenbewegungen initiieren kann. Bourjade et al. (2009, 2015) fanden geteilte Führung in Gruppen von Przewalski-Pferden und kamen zu dem Schluss, dass der Entscheidungsprozess vor der Bewegung teilweise geteilt war und größtenteils auf dem Verhalten mehrerer Pferde vor dem Abgang basierte.

Ausbildung von Hauspferden

Einige Reiter glauben, dass, um den „Respekt“ eines Pferdes zu erlangen und das Pferd dazu zu bringen, Befehlen zu gehorchen, die Person, die es behandelt, das „Alpha-Individuum“ sein muss, d.h. in der obersten Position der sozialen Hierarchie. Die Person muss der dominierende Teil der Beziehung sein und das Pferd der unterwürfige. Selbst wenn Pferde ein Konzept wie „Spitzenposition“ in einer Hierarchie hätten, ist es fraglich, ob diese Hierarchie Menschen überhaupt einschließen würde (McGreevy et al., 2009). Zweifellos liegt ein Teil des Grundes für diese und ähnliche Überzeugungen im Anthropomorphismus (d.h. in unserer Neigung, menschliche Eigenschaften wie Respekt und Autorität auf das Pferd zu übertragen). Diese Einstellung schadet oft mehr, als dass sie nützt (Beispiele siehe McLean, 2003).

Im Pferdetraining ermutigen und rechtfertigen Versuche, Pferde zu dominieren, oft die Anwendung von Bestrafung. Abgesehen von den möglichen negativen Auswirkungen auf das Wohlergehen des Pferdes kann auch die allgemeine Arbeitsbeziehung darunter leiden. Die natürliche Reaktion eines Pferdes auf einen aggressiven Gegner besteht darin, dem Individuum auszuweichen, indem es sich wegbewegt. Wenn das Pferd den Trainer als aggressiv erlebt, besteht seine vorherrschende Motivation darin, den Trainer zu meiden. Daher ist es von größter Bedeutung, dass Trainer, Reiter und Besitzer nicht aggressiv auftreten, da dies beim Pferd Angst- und Vermeidungsreaktionen auslösen kann.

Botschaften zum Mitnehmen

  • Die menschliche Interaktion mit Pferden sollte auf einem Verständnis des natürlichen Verhaltens von Pferden und der Berücksichtigung/Verständnis ihrer kognitiven Fähigkeiten basieren.
  • Das Training sollte in einer ruhigen, klaren und konsistenten Art und Weise gemäß den Reitwissenschafts-Trainingsprinzipien durchgeführt werden, wobei Lerntheorie und Ethologie angemessen verwendet werden. Siehe: www.equitationscience.com/learning-theory-in-equitation.
  • Konzepte von Dominanzhierarchien, Alpha-Position und Führung sind Versuche der Menschen, die komplexe und dynamische soziale Organisation von Pferden zu beschreiben, die in sozialen Gruppen leben.
  • Pferde interagieren hauptsächlich auf bilateraler Ebene miteinander, nicht nach einer Rangordnung, die alle Mitglieder der Gruppe umfasst.
  • Wenn sie in Positionen gebracht werden, in denen Pferde um eine Ressource konkurrieren müssen, kann das eine das andere verdrängen. Das verdrängte Pferd weicht dann dem anderen aus. Die vorherrschende Art des unterwürfigen Verhaltens, das ein Pferd zeigt, ist Vermeidung.
  • Ein falscher Glaube, dass die Person, die mit einem Pferd umgeht und es trainiert, in einer Spitzenposition einer Dominanzhierarchie (d.h. in einer Alpha-Position) oder ein Anführer sein muss, kann eine schädliche negative Wirkung auf das Pferd haben und möglicherweise zu einem Vermeidungsverhalten führen, das ist dem Training abträglich.
  • Die Beschreibung des Ausbildungsprozesses und der Mensch-Pferd-Interaktionen im Rahmen einer Dominanzhierarchie gefährdet die Schaffung einer harmonischen Beziehung zum Pferd und kann sein Wohlergehen gefährden.

Referenzen

  • Altmann, S.A. (1981). Dominance relationships: The Cheshire cat’s grin? The Behavioral and Brain Sciences, 4:431.
  • Andrieu, J., Henry, S., Hausberger, M., Thierry, B. (2016). Informed horses are influential in group movements, but they may avoid leading. Animal Cognition,19:451–458.
  • Berger, J. (1986). Wild horses of the Great Basin. University of Chicago Press.
  • Bourjade, M., Thierry, B., Maumy, M., Petit, O. (2009). Decision-making in Przewalski horses (Equus ferus przewalskii) is driven by the ecological contexts of collective movements. Ethology, 115:321–330.
  • Bourjade, M., Thierry, B., Hausberger, M., Petit, O. (2015). Is leadership a reliable concept in animals? An empirical study in the horse. Plos One, 10:e0126344.
  • Briard, L., Dorn, C., Petit, O. (2015). Personality and affinities play a key role in the organisation of collective movements in a group of domestic horses. Ethology, 121:888–902.
  • Cameron, E.Z., Setsaas, T.H. & Linklater, W.L. (2009). Social bonds between unrelated females increase reproductive success in feral horse. Proceedings of the National Academy of Science, 106:13850–13853.
  • Hartmann, E., Christensen, J.W., McGreevy, P.D., 2017. Dominance and leadership: Useful concepts in human–horse interactions? Journal of Equine Veterinary Science, (2017), doi: 10.1016/j.jevs.2017.01.015.
  • Henshall, C., McGreevy, P.D. (2014). The role of ethology in round pen horse training – a review. Applied Animal Behaviour Science, 155:1–11.
  • Keiper, R.R. (1986). Social structure. Veterinary Clinics of North America: Equine Practice, 2:465–484.
  • Krüger, K., Flauger, B., Farmer, K., Hemelrijk, C. (2014). Movement initiation in groups of feral horses. Behavioural Processes, 103:91–101.
  • McGreevy, P.D., Henshall, C., Starling, M.J., McLean, A.N., Boakes, R.A. (2014). The importance of safety signals in animal handling and training. Journal of Veterinary Behavior: Clinical Applications and Research, 6:382–387.
  • McGreevy, P.D., Oddie, C., Burton, FL, McLean, A.N. (2009). The horse–human dyad: Can we align horse training and handling activities with the equid social ethogram? The Veterinary Journal, 181:12–18.
  • McLean, A. (2003). The truth about horses. Viking.
  • Morgan, C.L. (1903). An Introduction to Comparative Psychology, 2nd edition, London: W. Scott. P. 59.
  • Syme, G.T., Syme, L.A. (1979). Social structure in farm animals. Amsterdam, Elsevier.
  • Van Dierendonck, M.C., de Vries, H., Schilder, M.B.H., Colenbrander, B., Thorhallsdottir, A.G., Sigurdjonsdottir, H. (2009). Interventions in social behaviour in a herd of mares and geldings. Applied Animal Behaviour Science, 116:67–73.
  • Waring, G.H. (2003). Horse Behavior. 2nd ed. William Andrew Publishing.

Stellungnahme der ISES zum Thema Rangordnung und Dominanzhierarchien unter Pferden

Die Internationale Gesellschaft für Reitwissenschaften (International Society for Equitation Science, ISES) hat, unter Berücksichtigung vieler verhaltenswissenschaftlicher Studien bereits 2017 eine Stellungnahme zum Thema Dominanzhierarchien im Pferdesport veröffentlicht. Hier ist die ursprüngliche, englische Fassung zu finden: https://www.equitationscience.com/position-statement-misuse-leadership-dominance

Da ich aber ja weiß, dass diese nicht für jeden so leicht verständlich ist, habe ich den Text für euch auf Deutsch übersetzt. Er liest sich immer noch nicht wie Prosa, weil es eben ein wissenschaftlicher Text ist, den ich auch möglichst wenig verändert habe, aber er fasst viele wichtige Punkte und Erkenntnisse zu dem Thema sehr treffend zusammen.

Hier die Übersetzung:

Stellungnahme zum Gebrauch/Missbrauch von Führungs- und Dominanzkonzepten in der Pferdeausbildung (2017)

Lloyd Morgans Kanon:

In keinem Fall kann eine tierische Aktivität

im Sinne höherer psychologischer Prozesse

interpretiert werden

wenn das Tier niedriger auf der Skala der psychologischen Evolution und Entwicklung angesiedelt ist. 

– Morgan, 1903

Zusammenfassung

Dominanzhierarchien, Alpha-Positionen oder Führung in sozialen Gruppen von Pferden sind menschengemachte Konzepte, die nicht die Grundlage von Mensch-Pferd-Interaktionen bilden sollten. Pferde sind soziale Tiere, die hauptsächlich auf bilateraler Ebene miteinander interagieren (d.h. jedes Pferd hat eine individuelle Beziehung zu jedem anderen Pferd), und es ist unwahrscheinlich, dass sie das Konzept einer Rangordnung haben, die alle Mitglieder der Gruppe umfasst. Die Untersuchung der kognitiven Fähigkeiten von Pferden legt nahe, dass es unwahrscheinlich ist, dass sie die geistige Fähigkeit haben, ein solches Konstrukt zu erstellen. Während ältere und erfahrenere Mitglieder einer Gruppe ihre Heimat kennen und Gruppenmitglieder häufiger an Orte führen können, an denen Futter, Wasser oder Unterschlupf verfügbar sind, als jüngere, weniger erfahrene Pferde, gibt es derzeit keine soliden Beweise dafür, dass Führung einzelnen Mitgliedern der sozialen Gruppe vorbehalten ist.

Die Interaktion zwischen Mensch und Pferd auf einem Dominanzkonzept zu basieren, kann dem Wohlergehen des Pferdes abträglich sein. Leider gibt es Beispiele von Reitern, Trainern und Besitzern, die – in dem Glauben, sich in Bezug auf ihr Pferd in die „Alpha-Position“ versetzen zu müssen – auf Trainingsverfahren und/oder -praktiken zurückgreifen, die Angst hervorrufen und in einigen Fällen möglicherweise zu Missbrauch führen. In der Natur vermeiden Pferde Konflikte eher, als sie zu suchen. Wenn ein Pferd von einer aggressiven Person angesprochen wird, ist die vorherrschende Verhaltensart eines Pferdes Flucht oder Vermeidung. Trainer, Reiter und Besitzer müssen darauf abzielen, eine klare und beständige Beziehung zu ihren Pferden aufzubauen, um das Wohlergehen der Pferde zu gewährleisten. Sie sollten sich der möglichen Auswirkungen bewusst sein, ihre Interaktionen und ihrer Trainingsprozesse mit dem Pferd im Kontext der sozialen Organisation zu rechtfertigen.

Soziale Organisation von Wildpferden, die in einer natürlichen Umgebung leben

Pferde sind sehr soziale Tiere und das Zusammenleben in einer sozialen Gruppe ist überlebenswichtig. Konkurrenz um bestimmte Ressourcen (z. B. Nahrung, Unterkunft), die unter domestizierten Bedingungen häufiger vorkommt als unter natürlichen Bedingungen, kann zu agonistischem (aggressivem und unterwürfigem) Verhalten zwischen zwei oder mehr Gruppenmitgliedern führen. In den meisten Fällen erscheint dies eher als Drohung als als physische Aggression. Innerhalb der Gruppe können Pferde um Ressourcen konkurrieren, zeigen aber keine Motivation, andere per se dominieren zu wollen. Stattdessen versuchen sie, Konflikte zu vermeiden. In etablierten sozialen Gruppen haben einzelne Mitglieder gelernt, welche Pferde sie verdrängen können und welche Pferde sie in Wettbewerbssituationen meiden sollten. Dieses Wissen basiert wahrscheinlich auf einer Reihe von bilateralen Beziehungen, nicht auf einer Rangordnung aller Gruppenmitglieder.

Unter natürlichen Bedingungen leben fast alle Pferde in sozialen Gruppen. Selbst in Gebieten ohne große Raubtiere sind Einzelgänger selten. Die stabilste soziale Gruppe ist die Bande, die aus einem Hengst und mehreren Stuten und deren Nachkommen besteht (Keiper, 1986). Die Herdenmitglieder bleiben auch außerhalb der Paarungszeit zusammen. Die Stuten sind zwar nicht verwandt, gehen aber enge, oft lebenslange Beziehungen miteinander ein (Cameron et al., 2009). Wenn sich ein anderer Hengst einer Gruppe nähert, treibt der Gruppenhengst seine Stuten zusammen, indem er sie umkreist, den Kopf fast auf den Boden senkt und die Ohren zurücklegt (beschrieben als Hüteverhalten). Dies ist die einzige Situation, in der Hengste die Bewegungen der Stuten kontrollieren (Berger, 1986).

Wettbewerb

Das Leben in einer sozialen Gruppe vereinfacht das Überleben, kann aber auch Wettbewerb zwischen Gruppenmitgliedern schaffen, der zu agonistischem Verhalten führen kann, das Aggression, Androhung von Aggression und unterwürfiges Verhalten beinhaltet. Aggression bei Pferden beinhaltet Tritte oder Bisse. Zu den Drohgebärden gehören Gesichtsausdrücke (Ohren nach hinten gelegt, möglicherweise mit freiliegenden Schneidezähnen), absichtliches Anheben eines Hinterbeins und/oder Schweifschlagen. Unterwürfige Verhaltensweisen bestehen überwiegend aus Vermeidungsverhalten. Wenn ein Pferd von einem stärkeren Gegner bedroht wird, weicht es normalerweise aus und hält den Kopf tief und den Schweif eingezogen, eine Körperhaltung, die Unterwerfung signalisieren kann. Das sogenannte Fohlenkauen (frei übersetzt, ohne Gewähr. – Anm. der Übersetzerin) wird von einigen als Zeichen der Unterwerfung angesehen. Fohlenkauen besteht aus vertikalen Kieferbewegungen, während die Lippen die Vorderzähne bedecken und die Mundwinkel nach hinten gezogen werden (Henshall und McGreevy, 2014). Das Verhalten wird oft bei jungen Pferden beobachtet, wenn sie sich älteren Pferden nähern (Waring, 2003).

Bei Wildpferden kommt es hauptsächlich in zwei spezifischen Situationen zu Aggression: Zum einen, wenn Hengste um Stuten kämpfen, und zum anderen, wenn Stuten ihre neugeborenen Fohlen beschützen. Die Position eines Herdenhengstes wird häufig von Junggesellenhengsten oder benachbarten Herdenhengsten in Frage gestellt. Die meisten Begegnungen beinhalten eine Art Drohgebärde, während relativ wenige zu tatsächlicher Aggression führen. Wenn es jedoch zu Kämpfen kommt, können sie intensiv sein und zu schweren Verletzungen führen. Die meisten Herdenhengste haben zahlreiche Narben und Wunden (Berger, 1986).

Eine Stute schützt ihr neugeborenes Fohlen sehr. Sie wird sich zwischen dem Fohlen und allen Eindringlingen, potenziellen Raubtieren und sogar vertrauten Herdenkameraden positionieren und bedrohliches Verhalten zeigen. Dieses Verhalten wurde früher fälschlicherweise dahingehend interpretiert, dass die Stute nach dem Abfohlen ein paar Stufen in der sozialen Hierarchie aufsteigt.

Unter domestizierten Bedingungen dreht sich der Großteil des Wettbewerbs zwischen Pferden um Futter. Bei Gruppenpferden, die in einer relativ stabilen Gruppe leben, ist ernsthafte Aggression selten. Wenn sich zwei Pferde gegenseitig herausfordern, gelingt es einem normalerweise, das andere zu verdrängen und an die Ressource zu gelangen. Nur selten sind drei Pferde an echten Kämpfen beteiligt. Bei jeder Begegnung lernen Pferde etwas über ihre Fähigkeit, Ressourcen in Bezug auf ein anderes Pferd zu behalten. Dies wirkt sich auf zukünftige Konflikte zwischen den beiden Beteiligten aus. Wissenschaftler bezeichnen dies als das Ressourcenhaltepotential des Tieres. Ebenso dürfte ihre Stellung im Verhältnis zu den anderen Pferden der Gruppe auf bilateraler Ebene und nicht nach dem Konzept der gesamtgesellschaftlichen Hierarchie gebildet sein.

Dominanzhierarchie

Obwohl Dominanz (wichtig: im ethologischen Sinne, Anm. der Übersetzerin) auf bilateraler Ebene existiert und zum Lernen beitragen kann, das die soziale Ordnung untermauert, gibt es derzeit keine Beweise dafür, dass Pferde irgendein Konzept der Hierarchie haben.

Das Konzept der Dominanzhierarchien wurde von dem norwegischen Biologen Schjelderup-Ebbe suggeriert, der eine „Hackordnung“ in Gruppen von Hühnern beschrieb. Seitdem hat sich unter Wissenschaftlern und Laien die Vorstellung durchgesetzt, dass soziale Tiere eine soziale Struktur bilden, die auf dem Rang unter den Gruppenmitgliedern basiert. Viele Studien haben versucht, eine Rangordnung zu erstellen, indem sie agonistische Begegnungen zwischen Gruppenmitgliedern beobachteten. Solche Beobachtungen haben im Allgemeinen den Rang einiger der oberen Tiere und möglicherweise einiger der unteren Tiere offenbart. Diese Studien konnten jedoch selten eine klare Rangordnung der Gruppenmitglieder in mittleren Ebenen erkennen, einfach, weil diese Tiere keine Aggression gegeneinander gezeigt haben. Um den Rang aller Gruppenmitglieder aufzudecken, werden Paartests durchgeführt. Gruppenmitglieder werden einer aggressiven Begegnung ausgesetzt (normalerweise über Nahrung) und alle Kombinationen von Gruppenmitgliedern werden getestet (d.h. Tier A gegen B, C, D usw.; Tier B gegen C, D usw.), was zu Folgendem führt: zum Beispiel D>A>C>B. Es kann auch vorkommen, dass sich zwei Tiere eine Ressource teilen, in diesem Fall werden sie als denselben Rang betrachtet.

Dass ein Tier in einer Konkurrenzsituation ein anderes verdrängen kann, steht außer Zweifel. Wir können das Pferd, dem es gelingt, ein anderes zu verdrängen, den „Gewinner“, den „Dominanten“ oder das „Alpha“ und das verdrängte Individuum den „Verlierer“ oder den „Untergebenen“ nennen, wenn sich die zur Beschreibung des Ergebnisses verwendete Sprache nur auf die beiden an der Begegnung beteiligten Tiere bezieht. Es ist wahrscheinlich, dass beide Tiere das Ergebnis des Wettbewerbs lernen und sich lange daran erinnern werden, sowohl in einem ähnlichen Kontext als auch möglicherweise in Konflikten um andere Ressourcen. Dies ist jedoch kein Grund zu der Annahme, dass Pferde die Zusammenhänge in ihrem Gehirn abbilden oder sich in Relation zu allen anderen Pferden einordnen.

Altmann (1981) stellt fest: „Dominanzbeziehungen sind eine Erfindung, keine Entdeckung. Sie existieren im Geist und Notizbuch des menschlichen Beobachters. Mit wenigen Ausnahmen gibt es jedoch nichts im agonistischen Verhalten von Tieren, das eine Fähigkeit zu solchen Abstraktionen impliziert.“

Führung

Führung und ihre Attribute wurden bei Säugetieren ausgiebig untersucht (siehe Hartmann et al., 2017 für einen Überblick über Pferde). Es beschreibt den Prozess der sozialen Beeinflussung, bei dem bestimmte Führungspersönlichkeiten die Handlungen der Gruppenmitglieder (z. B. Tätigkeits- oder Standortwechsel) zu lenken scheinen. Führung kann auf zwei Arten definiert werden:

Eine Art ist das, was Syme und Syme (1979) „soziale Führung“ nennen, die sie als „die Kontrolle der Aggression zwischen Individuen innerhalb der Gruppe und den Schutz anderer Mitglieder, wenn die Gruppe mit Bedrohungen oder Raub konfrontiert wird“. Wenn es einen Herdenhengst gibt, ist er fast ausschließlich für den Schutz der Gruppe verantwortlich. Darüber hinaus haben Beobachtungen gezeigt, dass sowohl Hengste als auch Stuten eingreifen und Kämpfe zwischen Gruppenmitgliedern beenden können (z. B. van Dierendonck et al., 2009).

Eine andere Definition von Führung ist „räumliche Führung“, die sich darauf bezieht, wann und wohin sich die Gruppe bewegt. Historisch wurde angenommen, dass entweder der Hengst oder eine ältere Stute für die räumliche Führung verantwortlich war und entschied, wohin die Gruppe gehen sollte. Neuere Forschungen haben jedoch in Frage gestellt, ob bestimmten Pferden konsistente Führungsrollen zugewiesen werden können (Krüger et al., 2014; Bourjade et al., 2015), welche Auswirkungen der Rang auf die Gewinnung von Anhängern hat (Andrieu et al., 2016), welche Verhaltensweisen vor der Bewegung angezeigt werden, die auf spätere Führung hindeuten können (Bourjade et al., 2009; Bourjade et al., 2015), und welche Auswirkung individuelles Temperament und soziale Bindung auf die Initiierung von Bewegung haben (Krüger et al., 2014; Briard et al. , 2015). Diese Studien zeigen, dass Führung nicht nur einem bestimmten Gruppenmitglied vorbehalten ist, sondern dass jedes Pferd der Gruppe Gruppenbewegungen initiieren kann. Bourjade et al. (2009, 2015) fanden geteilte Führung in Gruppen von Przewalski-Pferden und kamen zu dem Schluss, dass der Entscheidungsprozess vor der Bewegung teilweise geteilt war und größtenteils auf dem Verhalten mehrerer Pferde vor dem Abgang basierte.

Ausbildung von Hauspferden

Einige Pferdekenner glauben, dass, um den „Respekt“ eines Pferdes zu erlangen und das Pferd dazu zu bringen, Befehlen zu gehorchen, die Person, die es behandelt, das „Alpha-Individuum“ sein muss, d.h. in der obersten Position der sozialen Hierarchie. Die Person muss der dominierende Teil der Beziehung sein und das Pferd der unterwürfige. Selbst wenn Pferde ein Konzept wie „Spitzenposition“ in einer Hierarchie hätten, ist es fraglich, ob diese Hierarchie Menschen überhaupt einschließen würde (McGreevy et al., 2009). Zweifellos liegt ein Teil des Grundes für diese und ähnliche Überzeugungen im Anthropomorphismus (d.h. in unserer Neigung, menschliche Eigenschaften wie Respekt und Autorität auf das Pferd zu übertragen). Diese Einstellung schadet oft mehr, als dass sie nützt (Beispiele siehe McLean, 2003).

Im Pferdetraining ermutigen und rechtfertigen Versuche, Pferde zu dominieren, oft die Anwendung von Bestrafung. Abgesehen von den möglichen negativen Auswirkungen auf das Wohlergehen des Pferdes kann auch die allgemeine Arbeitsbeziehung darunter leiden. Die natürliche Reaktion eines Pferdes auf einen aggressiven Gegner besteht darin, dem Individuum auszuweichen, indem es sich wegbewegt. Wenn das Pferd den Trainer als aggressiv erlebt, besteht seine vorherrschende Motivation darin, den Trainer zu meiden. Daher ist es von größter Bedeutung, dass Trainer, Reiter und Besitzer nicht aggressiv auftreten, da dies beim Pferd Angst- und Vermeidungsreaktionen auslösen kann.

Botschaften zum Mitnehmen

  • Die menschliche Interaktion mit Pferden sollte auf einem Verständnis des natürlichen Verhaltens von Pferden und der Berücksichtigung/Verständnis ihrer kognitiven Fähigkeiten basieren.
  • Das Training sollte in einer ruhigen, klaren und konsistenten Art und Weise gemäß den Reitwissenschafts-Trainingsprinzipien durchgeführt werden, wobei Lerntheorie und Ethologie angemessen verwendet werden. Siehe: www.equitationscience.com/learning-theory-in-equitation.
  • Konzepte von Dominanzhierarchien, Alpha-Position und Führung sind Versuche der Menschen, die komplexe und dynamische soziale Organisation von Pferden zu beschreiben, die in sozialen Gruppen leben.
  • Pferde interagieren hauptsächlich auf bilateraler Ebene miteinander, nicht nach einer Rangordnung, die alle Mitglieder der Gruppe umfasst.
  • Wenn sie in Positionen gebracht werden, in denen Pferde um eine Ressource konkurrieren müssen, kann das eine das andere verdrängen. Das verdrängte Pferd weicht dann dem anderen aus. Die vorherrschende Art des unterwürfigen Verhaltens, das ein Pferd zeigt, ist Vermeidung.
  • Ein falscher Glaube, dass die Person, die mit einem Pferd umgeht und es trainiert, in einer Spitzenposition einer Dominanzhierarchie (d.h. in einer Alpha-Position) oder ein Anführer sein muss, kann eine schädliche negative Wirkung auf das Pferd haben und möglicherweise zu einem Vermeidungsverhalten führen, das ist dem Training abträglich.
  • Die Beschreibung des Ausbildungsprozesses und der Mensch-Pferd-Interaktionen im Rahmen einer Dominanzhierarchie gefährdet die Schaffung einer harmonischen Beziehung zum Pferd und kann sein Wohlergehen gefährden.

Referenzen

  • Altmann, S.A. (1981). Dominance relationships: The Cheshire cat’s grin? The Behavioral and Brain Sciences, 4:431.
  • Andrieu, J., Henry, S., Hausberger, M., Thierry, B. (2016). Informed horses are influential in group movements, but they may avoid leading. Animal Cognition,19:451–458.
  • Berger, J. (1986). Wild horses of the Great Basin. University of Chicago Press.
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