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“Die Pferdeflüsterin” – TV-Beitrag zu meiner Arbeit mit Pferden

12.Aug 2022 | Uncategorized

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Vor Kurzem hatte ich die Gelegenheit, mit einem TV-Beitrag in der NDR-Sendung DAS! zu erscheinen. Es ging um meine Arbeit am Pferd und darum, wie Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung Einfluss auf unseren Umgang mit den Pferden nehmen können. Da der Beitrag in seiner Kürze aber natürlich Fragen offen lässt, möchte ich hier einmal darauf eingehen.

Wer DAS! nicht kennt: Es handelt sich um eine monothematische Interviewsendung im Norddeutschen Rundfunk, die schon meine Oma regelmäßig gesehen hat – eine Institution! Das Konzept: Ein Gast sitzt auf dem “roten Sofa” und spricht über ein Thema, für das er steht, und umrahmt wird das Interview mit Beiträgen, die ebenfalls zu diesem Thema passen.

Am 29.07. saß der Verhaltensbiologe Dr. Norbert Sachser auf dem roten Sofa und stellte sein Buch “Das unterschätzte Tier” vor. Er sprach über die modernen Erkenntnisse in der Verhaltensbiologie und die Schlussfolgerungen, die sich dadurch für unseren Blick auf die Tiere ergeben sollten (und früher oder später sicher auch werden).

In dem Beitrag mit mir hatte ich die Gelegenheit, über das bislang noch oft missverstandene Thema Rangordnung zu sprechen, außerdem hat der NDR mich und meiner Klientin Lisa begleitet und die Geschichte ihres Pferdes Revoir erzählt – vom vielversprechenden, aber eben sehr rasch ausgebildeten Springsportnachwuchs zur wehrhaften “Aussteigerin” hin zu einem – zunehmend – entspannten und vertrauensvollen Freizeitpferd.

Der Beitrag ist super geschnitten. In den knapp 3,5 Minuten lässt sich diese Geschichte mit all ihren Höhen und Tiefen natürlich nur begrenzt abbilden – wir haben mehrere Stunden Material gedreht, ohne dass uns langweilig geworden wäre.

Dadurch bleiben aber natürlich ein paar Dinge ungesagt, die ich hier gerne loswerden möchte.

Was war los, als sich die Stute losgerissen hat?

Es gibt einen spektakulären und dadurch natürlich TV-wirksamen “au-revoir”-Moment, in dem sich die Stute losreißt. Das ist tatsächlich “ihr Ding”, das, was ihr schon lange (Gestaltungs-)raum verschafft hat, wenn sie ihn wollte, weil sie sich bedrängt gefühlt hat oder einfach eigene Ideen hatte, die sie für sich besser fand. Und tatsächlich hatte ich in meinen 20 Jahren Pferdetraining noch kein Pferd am Strick, das dies so gekonnt beherrschte und wirklich nicht mehr haltbar war (ja, es gab Zeiten, in denen ich mir angemaßt habe, jedes Pferd halten zu können und meistens geht das tatsächlich auch, wenn man das denn möchte – nicht allerdings bei Revoir).

Was der Film aber nicht zeigen kann, ist, dass sie das inzwischen mit einer anderen Energie macht. Während sie noch vor einiger Zeit kaum weit genug weglaufen konnte, bleibt sie nun auch frei in unserer Nähe. Während sie sich früher auch gezielt mit allen Hufen gegen den Menschen gewehrt hat, macht sie das inzwischen nicht mehr (auch wenn es in dem Video kurz so scheint, als hätte sie mich fast getreten – dies sieht tatsächlich deutlich krasser aus, als es in echt war. Sie hatte nicht die Intention, mich zu treten.).

Das Ziel: Eine Freundschaft zwischen Pferd und Mensch

Ein Pferd, das so was von genug hat von dem durch Menschen ausgeübten Zwang, und den Mut hat, sich zu wehren, dreht man nicht von jetzt auf gleich zurück. Es braucht noch immer nicht viel, um Revoir daran zu erinnern, dass sie das letzte Wort haben kann. Darum setzen wir auf Freiwilligkeit, Kooperation– und auf kleine Schritte. Die beiden bauen sich eine Freundschaft auf, die haltbarer ist als ein durch Drill und Hilfsmittel erzieltes Gehorsam. Und dabei kann man tatsächlich sehr viel aus der Verhaltensforschung lernen. Wie führen Pferde Freundschaften untereinander? Wie kann man sich einem Pferd, das dem Menschen misstrauisch begegnet und das auch keine Angst vor Konflikten mit ihm hat, auf eine faire, konstruktive und vor allem auch: sichere Art und Weise nähern?

Das bleibt ein Prozess, es geht Schritt für Schritt voran. Festzuhalten ist, dass das, was bisher entsteht, echt und für beide Seiten spürbar ist: Revoir genießt die Zeit mit Lisa heute sichtlich und immer mehr – und Lisa fühlt sich nach einer gelungenen Einheit mit ihr wie auf Wolken. Ich kenne kaum ein Pferd, das auch vor und nach der gemeinsamen Zeit so sehr die Nähe ihres Menschen sucht, wie diese Stute. Es ist die Geduld, die Liebe und die Empathie, die Lisa Revoir entgegenbringt, die den beiden erlaubt, kontinuierlich Fortschritte zu machen und sich nach und nach ein Fundament zu bauen, von dem viele andere Pferd-Mensch-Paare träumen. Und für mich ist es natürlich ein Glück, die beiden auf diesem Weg begleiten zu dürfen.

Hier ist der Beitrag “Daniela Kämmerer – Die Pferdeflüsterin” in der ARD-Mediathek.

Und hier einmal eingebettet zum Direktgucken:

Und hier noch die gesamte DAS!-Sendung zum Thema Verhaltensbiologie.

Was zeigt der Film noch nicht?

“Ah, endlich verstehe ich, was du so machst!”, habe ich nach dem Beitrag von vielen gehört. Jein, sage ich dann. Denn was der Film nicht zeigt, ist die zweite Seite der Medaille: die Arbeit mit dem Menschen zum Pferd. Wenn wir unseren Pferden auf eine partnerschaftliche Weise begegnen wollen, braucht es Qualitäten, die fernab von “Durchsetzungskraft” angesiedelt sind. Qualitäten, die uns für das Pferd zu angenehmen, verlässlichen und beliebten Partnern machen. Qualitäten, wie Präsenz, Empathie, Achtsamkeit, Ruhe und Klarheit. Es gilt, uns selbst im Griff zu haben, bevor wir auch nur daran denken, das Pferd “im Griff zu haben”, eigentlich sogar, bevor wir ihm mit irgendwelchen Ansprüchen begegnen können. Daran arbeite ich mit den Menschen im Coaching. Ein positiver Zusatznutzen, der die Wirkung am Pferd sogar noch übersteigt: Die Fähigkeiten, die uns zu guten Pferdemenschen machen, machen uns auch gut im Leben. Anders ausgedrückt: Wenn wir lernen, unseren Pferden richtig tolle Partner zu sein, wenn wir mit ihnen entspannter, präsenter, feinfühliger und klarer umgehen, können wir kaum anders, als auch insgesamt entspannter, zufriedener und auch freier zu leben.

Diese Entfaltung von Pferd und Mensch auf Basis von, ja, letztendlich Liebe – das ist das, wofür ich antrete.

Über die Autorin

Daniela Kämmerer

Daniela Kämmerer

Visionärin, Pferde-Menschen-Coach, Yogalehrerin, Autorin

Daniela möchte Menschen und Pferden helfen, sich wohler in ihrer Haut zu fühlen und aufzublühen. Nicht zuletzt, da sie nur so auch gut füreinander sein können – und für ihre sonstige Umwelt.