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#doitride: Was braucht es für eine echte Veränderung der Pferdewelt?

#doitride: Was braucht es für eine echte Veränderung der Pferdewelt?

Pferdeliebe und die #doitride-Kampagne

Die #doitride-Kampagne ist eine neue Initiative von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), neun Pferdemagazinen und dem Haupt- und Landgestüt Marbach. Sie will die Welt der Pferde zum Positiven verändern und ruft ReiterInnen dazu auf, sich zu der Kampagne und damit zum Pferdewohl zu bekennen.

Weil eine Veränderung so spürbar notwendig ist, wird die #doitride-Aktion mit Freude aufgenommen von vielen Menschen, die ihre Pferde lieben. Da ein Großteil der Initiatoren jedoch für das bisherige “Establishment” im Reitsport steht und damit sehr zu seiner bisherigen Entwicklung beigetragen hat, mischt sich die Hoffnung in der Pferdewelt aber durchaus auch mit Skepsis.

Die entscheidende Frage ist: Was braucht es, damit aus dem Hashtag #doitride tatsächlich eine Veränderung wird?

Das Problem: Wo fehlt es wirklich in der Pferdewelt und im Reitsport?

Es ist schön zu sehen, wie viele Pferdemenschen sich gerade nochmal ausdrücklich zur Liebe zu ihren Pferden bekennen. Doch es mangelte auch zuvor nicht am Bekenntnis zur Pferdeliebe im Reitsport. So gut wie jeder Reiter würde von sich sagen, dass er sein Pferd liebt und sein Bestes im Sinn hat.

Woran es mangelt, ist die konsequente Orientierung an dieser Liebe, dem Handeln aus dieser Liebe heraus. Es fehlen gelebte Werte auf allen Ebenen, dazu mangelt es an Innovationskraft, Mut zum Umdenken und Hinterfragen bestehender Praktiken, sowie, und das ist die zentrale Komponente: Es mangelt an Gefühl, diese so wichtige, ergänzende Instanz zu allen Erkenntnissen und Überzeugungen.

Die Hürden: Warum fällt uns die Veränderung so schwer?

Im Reitsport wird sehr deutlich, was wir gesamtgesellschaftlich an vielen Stellen sehen: Dass wir gelernt haben, das Denken über das Fühlen zu stellen. Das Tun über das Sein. Dass wir uns mehr an der äußeren Wahrnehmung orientieren, als an der inneren. Und dass es uns dadurch schwerfällt, ein Gefühl zu leben. In diesem Fall: Die Pferdeliebe.

Die meisten von uns haben gelernt, über unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse hinwegzugehen und uns nicht nur von scheinbar rationalen Gedanken steuern zu lassen, sondern vor allem auch von (sozialen) Ängsten: Leiste ich genug? Wie stehe ich da? Wie gehöre ich dazu? Dadurch sind wir nicht nur ständig angespannt, sondern stehen auch im andauernden Konflikt mit uns selbst, weil wir bestimmte Gefühle und Anteile von uns zurückhalten.

Diese Distanz zu unserem eigenen Gefühl, und der konstante Stress, den wir in unserem Nervensystem haben, weil wir gegen uns selbst ankämpfen, macht es uns schwer, die Bedürfnisse unserer Pferde tatsächlich wahrzunehmen und zu erfüllen. Es ist schwer für uns, dabei den Leistungsgedanken zurückzustellen, denn: Auch wir haben gelernt, dass wir leisten müssen, um für die Gesellschaft wertvoll zu sein. Auch wir haben gelernt, uns mit einer begrenzt artgerechten Haltung für uns selbst zufriedenzugeben. Auch wir haben gelernt, dass nicht jedes Gefühl berechtigt ist – und damit einen Teil unseres fühlenden Selbst still gelegt.

Der Weg zur Veränderung: Beginne bei dir selbst

Wenn wir wirklich eine Veränderung in der Pferdewelt herbeiführen wollen, muss diese Veränderung nicht nur mit uns beginnen – sie muss in uns beginnen. Sie beginnt mit der Rückkehr zu einem empathischen, liebevollen Umgang mit uns selbst, der Wahrnehmung unserer Gefühle und mit dem Hören auf unsere eigenen Bedürfnisse.

Denn unter all dem Stress, dem Kopfmenschen-Dasein, dem Performance-Modus liegt der Teil von uns, der die meisten ReiterInnen ursprünglich zu den Pferden hingeführt hat: Das Gefühl von Liebe zu den Pferden und der Wunsch nach Verbindung mit diesen großen, schönen Tieren. Jetzt ist die Zeit, diesem Teil wieder Raum zu geben und uns von ihm leiten zu lassen. Wir können kein Pferdewohl herstellen, solange es uns selbst nicht wirklich, ehrlich gut geht. Wir können die Bedürfnisse des Pferdes nicht fühlen, solange wir unsere eigenen nicht kennen.

Schluss: Sei die #doitride-Bewegung – in allem, was du tust.

Es ist wichtig, dass wir erkennen, dass dies die eigentliche Arbeit ist. Nur so kann die #doitride-Kampagne auf der Ebene wirken, auf die sie gehört: Der allertiefsten, der aller persönlichsten. In uns drin. Wir alle sind der Hebel. Wir sind der menschliche und damit: strukturgebende Teil der Pferdewelt.

Ja, das ist ein Prozess. Für jeden Menschen einzeln und für die Gesellschaft. Aber er lohnt sich sehr, liegt darin doch der Schlüssel zu einem positiven Miteinander nicht nur zwischen Mensch und Pferd, sondern auch zwischen uns Menschen untereinander, zwischen den Menschen und der Erde und auch innerhalb jedes einzelnen Menschen.

Beginne jetzt mit deiner Veränderung, der Zeitpunkt ist perfekt. #doitright

Jeder einzelne Schritt auf diesem Weg ist lohnenswert und die Schritte können ganz klein sein.

Fang direkt an: Nimm dir einen Moment Zeit, atme tief durch und frage dich: Was tut mir jetzt gerade gut? Und dann tu das, vielleicht zunächst nur zu 10 % mehr als vorher. Lass dir selbst den Zügel länger. Gönn dir die artgerechte Haltung und die liebevolle Betreuung, die du brauchst.

Auf diese Weise wirst du zum Botschafter einer neuen Pferdewelt. Dein Pferd, jedes Pferd wird es dir danken.

Mehr dazu auch im Podcast “Hör auf dein Pferd”.

IMPULS: #DoItRide – Wie geht echte Veränderung in der Pferdewelt? Hör auf dein Pferd.

In dieser Kurz-Folge sprechen Mareike und Daniela über Hoffnung und Skepsis in Bezug auf die aktuelle Kampagne #doitride, die den Pferdesport in Richtung Pferdewohl revolutionieren soll, und darüber, was es braucht, damit das funktionieren kann. Wie geht echte Veränderung in der Pferdewelt? Mehr über die Kampagne erfahrt ihr unter www.doitride.com
  1. IMPULS: #DoItRide – Wie geht echte Veränderung in der Pferdewelt?
  2. #42 Menschen, die echt stark verbunden sind: Nora
  3. #41 Menschen, die auf Pferde hören: Carina Maiwald
  4. #40 Der Zauber der richtigen Gruppe
  5. #39 Genug gelernt?
Über “Respekt” und ein entspanntes Miteinander von Pferd und Mensch

Über “Respekt” und ein entspanntes Miteinander von Pferd und Mensch

“Meine Stute respektiert mich nicht mehr richtig“, sagte Christiane nachdenklich. 

Sie hatte sich den Coaching-Termin gewünscht, um in einer für sie neuen, veränderten Situation wieder Klarheit und Selbstsicherheit zu gewinnen, für sich und ihr Pferd.

Es war offenkundig, dass es sie schmerzte, dass die Beziehung zu ihrer Stute sich nicht mehr so harmonisch anfühlte, wie vor einer Weile noch. Ich bat sie, mir zu erläutern, was sie damit meine, das Pferd respektiere sie nicht.

„Wir hatten neulich Unterricht. Wir sollten stehen und warten, bis wir an der Reihe waren. Ich hatte vorher schon das Gefühl, dass meine Stute mir Fragen stellte. Aber dann hob sie plötzlich den Kopf und gab mir eine Kopfnuss. Sie wusste sicher, dass ich dort stand!“

Das ist eine typische Situation, nicht wahr? 

Das Pferd macht etwas, was wir nicht wollen, es kommt uns zu nah, rennt uns um, hört nicht auf uns oder verteilt Kopfnüsse. Oft hören wir in solchen Situationen: Dein Pferd respektiert deinen Raum nicht. Oder: Dein Pferd respektiert dich nicht.

Auch Christiane zog diese Schlussfolgerung. Das ist verständlich, weil sie wie die meisten von uns gelernt hat, dass Pferde hierarchisch denken und handeln. Und auch, weil ihr Umfeld ihr das so bestätigt hat. Ich stellte ihr noch einige weitere Fragen, um die Situation besser zu verstehen.

Was sich herausstellte: Tatsächlich hatte die Stute sie schon ein paar Mal „angesprochen“, ohne dass Christiane darauf reagiert hätte. Sie hatte das sogar bemerkt, nur eben ignoriert – weil sie das Gefühl hatte, gerade den Erwartungen der Trainerin gerecht werden zu müssen.

Was ich Christiane dann erklärte, hat ihr, wie sie sagte „den Tag gerettet“. Deshalb möchte ich es heute auch gern mit dir teilen.

Wie gesagt, steht das Thema Respekt schnell im Raum, wenn es um vermeintliches Fehlverhalten von Pferden geht. 

Es gibt Leute, die sagen: „Pferde können gar nicht so denken.“ Das könnte stimmen. Aber was ich so entscheidend finde, ist, dass in jedem Fall wir Menschen das Thema Respekt ins Spiel bringen – nicht die Pferde.

Was meine ich damit? 

Es ist oft hilfreich, das, was objektiv passiert, von unserer Interpretation der Situation zu trennen. Beispiel: Ein Pferd tut etwas, das wir nicht möchten. Wir interpretieren das dann als mangelnden Respekt. Und was wir damit meinen ist: „Das Pferd nimmt uns nicht ernst, es stuft uns herab, es erkennt uns nicht an.“ Wir sehen es also im Grunde als persönlichen Angriff. Aber die Situation ist erstmal nur: Das Pferd bewegt sich einfach auf eine bestimmte Art und Weise. Das sind zwei unterschiedliche Dinge.

Wenn wir das Verhalten von der Interpretation trennen, wie es z.B. auch in der gewaltfreien Kommunikation gelehrt wird, können wir akzeptieren, dass es auch andere Blickwinkel gibt. Andere Möglichkeiten, die Situation zu interpretieren. Eine Möglichkeit, die Pferd und Mensch näher zusammenbringt, statt sie zu trennen.

Wenn wir das Gefühl haben, dass wir nicht respektiert werden, bedeutet das enormen Stress für uns. Unser Ego ist verletzt, wir ziehen uns zurück, wir gehen in den Kampfmodus, oder wir stellen uns tot. In jedem Fall stehen wir als Kommunikationspartner nur noch begrenzt zur Verfügung. Es entsteht ein „Gegeneinander“, ein Streit mit dem Pferd oder eine Situation, in der wir uns verletzt oder unfähig fühlen. Und das nur, weil wir das Verhalten des Pferdes als Angriff auf unser Selbstwertgefühl sehen.

Unser Pferd hat aber gar keinen Grund, unseren Wert anzuzweifeln. Unser Pferd möchte nur mit uns kommunizieren. Wissen, ob wir da sind. Was es von uns erwarten kann. Und wie wir miteinander umgehen. Es urteilt nicht über uns, erklärt uns nicht für unfähig oder seines Respekts nicht würdig.

Wenn du das hier liest, möchte ich dir wirklich versprechen: Dein Pferd würde deinen Wert nie anzweifeln. Wirklich nicht.

Die einzigen in dieser Unterhaltung, die unseren Wert infrage stellen und nicht vollständig respektieren, sind damit wir selbst. Das ist natürlich unnötig, denn jeder von uns ist wertvoller, als wir es vielleicht je verstehen werden und das bleibt auch immer gleichmäßig so. Aber viele von uns hegen, bewusst oder unbewusst, Zweifel daran oder sogar die Überzeugung, dass das nicht stimmen kann. Das macht uns angreifbar und kann in vielen Situationen hinderlich sein. In diesem Fall führt es zu einer Konfrontation mit unserem Pferd.

Während ich all das Christiane erklärte, sah ich, wie sie sich entspannte. „Wenn ich ein Pferd wäre, würde ich jetzt abschnauben“, beschrieb sie ihr Gefühl sehr treffend. Sie war so erleichtert, sich von ihrem Pferd nicht angegriffen fühlen zu müssen!

Denn sie wusste eigentlich: Ihre Beziehung ist intakt. Sie hatte gar keine Lust, sich angegriffen zu fühlen. Dachte aber, das müsste sie, weil das macht man halt so.

Wir lösten weiter auf, indem wir feststellten, dass die Kontaktaufnahmen ihrer Stute vor dieser Situation bereits ein Versuch gewesen sein könnten, zu schauen, ob Christiane wirklich da ist. Und weil Christiane nicht reagierte, wurde die Stute eben „lauter“.

Es liegt an uns, wie wir die Situationen, die wir mit unseren Pferden erleben, interpretieren. Es liegt an uns, immer wieder die Möglichkeit anzuerkennen, dass unsere Pferde mit uns kooperieren wollen. Und dass sie gute Gründe für ihr Verhalten haben, ohne uns dabei persönlich angreifen zu wollen. 

Es liegt an uns, ausgediente Geschichten loszulassen und damit neue zu schreiben.

Ich hoffe, du konntest aus dieser etwas mitnehmen. 

Wenn du gerade Chaos im Kopf hast, das du ordnen möchtest, dich in einer Situation selbstsicherer fühlen oder dein Pferd besser verstehen möchtest, habe ich etwas für dich:

Bis Ende März biete ich insgesamt zehn Plätze für “Clarity & Confidence”-Termine an. Dieses Angebot habe ich neu geschaffen, um speziell in solchen Fragezeichen- oder Schwellenmomenten für dich da sein zu können. Dabei nehmen wir uns einmalig luxuriöse 90 Minuten unter vier Augen, mit dem Ziel, dir zusätzliche Klarheit zu einem Thema zu geben, das dich gerade beschäftigt, dir eine neue Perspektive auf dich oder dein Pferd zu eröffnen oder dir sonst zu geben, was du brauchst, um selbstsicher den nächsten Schritt vorwärtsgehen zu können. 

Christiane schrieb mir an dem Abend noch: „Unser Gespräch klingt noch in mir nach. Im Moment kann ich nur ahnen, wie viele Türen du mir heute geholfen hast aufzustoßen. Ich bin sehr berührt. Vielen Dank dafür.”

Es ist wirklich der Wahnsinn, wie groß die Türen sind, die sich auf der anderen Seite einer Schwelle öffnen können. Ich helfe auch dir gern drüber. 

Hier kannst du dir deinen Termin aussuchen.

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